Preisträgerin
Franz-Tumler-Literaturpreis 2019
Angela Lehner "Vater unser"

Publikumspreis
Lola Randl für "Der Große Garten"

Jurybegründung 2019
Franz-Tumler-Literaturpreis
Der Franz-Tumler-Literaturpreis geht an einen Roman, der frech, dynamisch und komplex ist, aber
auch unterhaltsam, spannend und von hohem literarischem Niveau. Ein vielstimmiger Roman, dessen
Reiz nicht nur die Vielschichtigkeit der Hauptfigur ausmacht, sondern auch mit viel Eigenwilligkeit das
Genre des Psychiatrieromans bricht.
Mit der Figur der Eva Gruber wurde eine unzuverlässige Erzählerin geschaffen, die nicht nur ihre
Therapeuten und ihre eigene Familie verunsichert, sondern genauso die Leserin und den Leser.
Lustvoll erzählt, führt uns Angela Lehner in ihrem Roman „Vater unser“ mit dieser Figur permanent
auf falsche Fährten. Somit verweigert sich der Roman, und auch das ist durchaus reizvoll, einer
einfachen Deutung.
Eva Gruber, so wird nach mehrmaliger Lektüre deutlich, ist eine starke Frauenfigur, die alles andere
als klischeehaft handelt und sich dem bloßen Erdulden verwehrt. Auf der anderen Seite ist sie eine
Figur, die durch ein eigenes Trauma geprägt ist. Ohne moralischen Fingerzeig spricht die Autorin
darüber hinaus eine Reihe von Tabus an, etwa Magersucht, Depression und Selbstmord, dies alles
auch vor dem Hintergrund eines katholisch geprägten gesellschaftlichen Umfeldes.
Nicht nur der Wechsel zwischen Situationskomik und poetischen sowie nachdenklichen Stimmungen,
sondern auch (irr)witzige Dialoge sind in seiner sprachlichen Gestaltung hervorzuheben.
Alle fünf Texte zeugen von einem hohen literarischen Niveau und wurden von der Jury als durchaus
preiswürdig erachtet.
Sponsoren, Kurator, politische Vertreter, Autorinnen und Jury © Angelika Maier